Der bekannteste Pionier des Nonverbalen Verhaltens
Wusstest Du, dass Dein Gesicht 43 Muskeln besitzt und Du damit über 10`000 Gesichtsausdrücke zeigen kannst? Dieser Fakt stammt von Dr. Paul Ekman.
Dr. Paul Ekman hat das Gesicht der Nonverbalen Kommunikationswissenschaft stark mitgeprägt. Und dies ist sprichwörtlich gemeint: Dank seinen Studien wird das menschliche Gesicht mit seinen vielen Gesichtsausdrücken heute viel genauer wahrgenommen. Dr. Paul Ekman hat zum Beispiel mit seinem «Facial Action Coding System«- auch FACS genannt- ein System geschaffen, mit welchem fas jede Bewegung der mimischen Muskulatur des Gesichts kategorisiert werden kann. Gerade in der Emotionspsychologie ist das FACS aktiv eingesetzt.
Forschungsprojekte von Dr. Paul Ekman
Die Ergebnisse der Forschung über universelle und kulturspezifische Ausdrucksweisen und Gesten, die Dr. Paul Ekman Mitte der 1960er Jahre veröffentlicht hat, können durchaus als bahnbrechend bezeichnet werden. Die bis dahin geltende wissenschaftliche Auffassung, besonders im Kreise der Anthropologen, war, dass Mimik aus kultureller Prägung herrührt.
Der berühmteste Verfechter der gegenläufigen, jedoch zu jener Zeit kaum beachteten Meinung, Mimik sei zum großen Teil auf intrinsische, biologisch Faktoren zurückzuführen, war Charles Darwin um 1870 in seiner Abhandlung ‚Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren’.
Besonders die Forschung, die auf Filmaufnahmen eines isolierten Indianerstammes Neu Guineas basierte war sehr aussagekräftig; in den Worten Ekman’s: „Diese Menschen sind nicht beeinflusst durch die Medien und hatten keinen Kontakt zur Außenwelt… Sie haben nie ein Foto gesehen … Ob des Fehlens von Spiegeln, haben Sie nie ihr eigenes Spiegelbild gesehen…. Trotz alledem habe ich keinen Gesichtsausdruck ausmachen können, der mir nicht bekannt war. Nichts Neues. Was auch immer [im Film nach einem Gesichtsausdruck] geschah, entsprach meine Interpretation dem sozialen Kontext.“
In seiner über 40 Jahre umfassenden Forschungsarbeit hat Paul Ekman nicht nur unser Verständnis über den menschlichen Ausdruck und die Physiologie der Emotionen neu definiert, er hat sich auch als Autorität auf dem Gebiet der zwischenmenschlichen Täuschung etabliert. Die American Psychological Association nennt Ekman als einen der 100 einflussreichsten Psychologen des 20. Jahrhunderts. Vom Time Magazine wurde er in die Liste der 100 einflussreichsten Menschen 2009 aufgenommen.
Seine Aufgabe als wissenschaftlicher Berater der TV Serie ‚Lie to Me’ und seine Zusammenarbeit mit dem Dalai Lama bezüglich emotionaler Achtsamkeit sind Zeugnis von Dr. Paul Ekman’s andauerndem Einfluss. Paul Ekmans Webseite «Atlas of Emotion» ist das Ergebnis von der Zusammenarbeit mit dem Dalai Lama. Der Überblick aller Emotionen auf dieser Seite finde ich persönlich hervorragend gestaltet. Die Website ist leider nur auf Englisch.
Auch für aufklärendes Kino und für die moderne Kindererziehung hat Dr. Ekman viel beigetragen: Seine Mitarbeit im Disney Film «Alles steht Kopf» half den Produzenten, Emotionen und Gefühlswelten sichtbar zu machen. «Alles steht Kopf» ist einer meiner Lieblingsfilme, obwohl es «nur» ein Trickfilm ist. Der pädagogische und andragogische Nutzen ist aus meiner Sicht gross. Ein englischer Artikel über den Film gibt es HIER.
Micro Expressions
Durch Paul Ekmans Arbeit gibt es heute im nonvebalen Kommunikationsbereich vor allem den Bereich der Micro-Expressions: Da das Gesicht ein wie ein Spiegel unseres Gemüts fungiert, zeigen wir Emotionen meist auch in unserem Gesicht. Dies kann oftmals nur für einen Bruchteil von Sekunden der Fall sein. Diese kurzen Gemütszeichen im Gesicht nennt man «Micro- Expressions». Das Erkennen von diesen kurzen Gesichtsausdrücken braucht einiges an Training, daher gibt es einige Seminar-Anbieter, welche sich darauf spezialisiert haben, die Wahrnehmungsfähigkeit der Menschen im Bereich der Micro-Expressions zu steigern. Ziel dieser Trainings ist es, innert Sekunden zu erkennen, welche Emotion der Mensch gerade gefühlt hat. Wenn die Deutung stimmt, ist man in der Lage, die Gefühle des Gegenübers besser «zu lesen».
In unseren Trainings fokussieren wir weniger auf die Micro-Expressions. Nach fast 15 Jahren im Bereich der Körpersprache und nonverbale Kommunikation merke ich, wie ich bei meinen Teilnehmern mit anderen Methoden und nonverbalen Kommunikationsbereichen in kürzerer Zeit einen grösseren Lernerfolg erreicht habe. Aus meiner Sicht können auch andere «Clues» in der Körpersprache eines Menschen genutzt werden, um seine innere Gefühlswelt zu erkennen. Wenn der Fokus nur auf Micro-Expressions liegt, werden viele weitere Aspekte der Körpersprache ignoriert, welche wohl eine genau so wichtige Aussagekraft haben wie die Micro-Expressions selbst.
Interessante Links zu Paul Ekmans Arbeit
Illustratoren, Regulatoren, Adaptoren und Embleme- Was ist das?